AUS DER SERIE
Wenn Männer malen
Der 43. US-Präsident
Der amerikanische Kunsthistoriker und Psychoanalytiker Ernst Kris sah in der Regression, dem Zurückfallen in kindliche Verhaltensmuster, den eigentlichen Schüssel zur Kunst: „Zentraler Punkt jeder künstlerischen Kreativität ist eine Entspannung der Ich-Funktionen,“ schrieb Kris 1952 in seinem Standardwerk „Psychoanalytic Explorations in Art.“ Wie infantil ein Künstler sein darf, müsse er dann nur noch mit seinem Ich und Über-Ich (Kritiker) klären.
Nach der These von Kris hat George W. Bush diesen zentralen Punkt offenbar in der Malerei gefunden. Erstaunlich für den Mann aus Crawford in Texas, der als „mächtigster Mann der Welt“ bezeichnet wurde, Oberbefehlshaber der stärksten Militär- und Wirtschaftsmacht und zugleich höchster Diplomat seines Landes war.
In einem Interview mit dem US-Sender CNN sagte Bush „Das Malen ist aufregend für mich, weil ich etwas Neues lerne.“ Am Anfang habe er noch versucht, die Porträtierten möglichst naturgemäß, wie in einem Foto, wiederzugeben. Inzwischen versuche er, mit Farbe ein bestimmtes Gefühl zu erzeugen.
Wurde Bush zunächst für seine künstlerischen Versuche belächelt, nötigt er inzwischen selbst Kritikern Respekt ab. Sein Sujet: Soldaten, die für ihn in den Irak-Krieg zogen und z. T. schwer verwundet wurden. 98 Portraits zeigt der Bildband* „Portraits of Courage“, ergänzt um die persönlichen Geschichten aufgezeichnet von Bush.
* Die Verkaufserlöse werden gespendet
Mehr Infos über den Maler George W. Bush und sein aktuelles Kunstprojekt finden Sie auf ZEIT ONLINE „Die Reue des George W. Bush“.